Der Paritätische diskutiert den Zweiten Sächsischen Sozialbericht
(Parisax/red; ahi) Ein Online-Dialog mit Dr. Judith Oexle aus dem Sozialministerium gab einen spannenden Einblick in den 900 Seiten starken Sozialbericht. Die detaillierten Gemeindedaten machen die Lebenslagen in den Regionen sichtbar. Daraus ergibt sich das Potential für eine Sozialplanung auf Grundlage der konkreten Bedarfe vor Ort.
Die fortgeschriebene Sozialberichterstattung bereitet eine Vielzahl statistischer Daten so auf, dass ein klarer Blick auf die Lebenslagen in Sachsen möglich wird. Die Zahlen und Fakten wurden in den letzten Monaten mit Blick auf die zukünftige sächsische Sozialpolitik intensiv in Politik und Verwaltung diskutiert.
Der Bericht zeigt Entwicklungen auf und offenbart auch Überraschendes
Es gibt zwar deutliche regionale Unterschiede, aber keine wirtschaftlich abgehängten bzw. benachteiligten Regionen, auch wenn das mancherorts anders empfunden wird.
Positiv zu bewerten sind neben der starken ökonomischen Entwicklung und dem Rückgang der Armutsgefährdung vor allem die stark gesunkene Arbeitslosigkeit und dementsprechend der Zuwachs an Beschäftigung. Besonders erwähnenswert ist, dass Sachsen bundesweit die höchste Beschäftigungsquote von Frauen hat.
Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist alarmierend hoch
Der demografische Wandel stellt den Freistaat vor ganz konkrete Aufgaben. Der Trend zur Teilzeitarbeit ist vor allem bei Frauen deutlich sichtbar und wird voraussichtlich bestehen bleiben. Der hohe und weiter steigende Anteil an Menschen über 65 wird den Fach- und Arbeitskräftemangel in Zukunft weiter verschärfen, auch in den sozialen Berufen. Besonders dramatisch ist die Situation in der Pflege.
Willkommenskultur und soziale Infrastruktur werden zum Standortfaktor
Dr. Judith Oexle unterstrich in der Diskussion, dass die Sozialdaten die Herausforderungen in den Gemeinden klar aufzeigen. Eine darauf abgestimmte kommunale Sozialplanung sollte als wichtiger Standortfaktor verstanden werden. Wer Kita-Plätze sowie attraktive Lebensbedingungen für junge Menschen, Familien und Zugewanderte bietet, hat es im Wettbewerb um Fachkräfte leichter.
Darüber hinaus sei es notwendig, soziale Aufgaben neu zu denken, wenn absehbar ist, dass die Fachkräfte nicht ausreichen werden. Auch hier hob sie die Pflege hervor. Pflege neu zu denken, erfordere innovative Ideen zur Stärkung der häuslichen Pflege und zur Vermeidung verfrühter Übergänge in die stationäre Pflege sowie einen sorgsamen Umgang mit ausgebildeten Pflegekräften. Als vielversprechenden Ansatz nannte sie sorgende Gemeinschaften in den Quartieren bzw. eine stärkere Förderung der Nachbarschaftshilfe.
Gemeindedaten zur Planung und Anpassung sozialer Angebote nutzen
Die Gemeindedatenblätter zur zweiten Sozialberichterstattung geben für alle 416 kreisangehörigen Gemeinden des Freistaates Sachsen detailliert Auskunft. Abrufbar sind Daten zu Demografie, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Pflege, aber beispielsweise auch zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Gemeindewerte werden in ein Verhältnis zum Landkreis und zum Freistaat gesetzt. So lässt sich die lokale Situation mit der regionalen und sachsenweiten Lage vergleichen.
„Die Gemeindedatenblätter geben der Sozialberichterstattung eine neue Qualität. Sie zeigen die Sozialstruktur in sächsischen Städten und Gemeinden auf – von A wie Auerbach bis Z wie Zschopau. Ich sehe hier Potential für eine Sozialplanung auf Grundlage der konkreten Bedarfe vor Ort. Wir werden die Entwicklung als Paritätischer begleiten und schauen, wie die Datenblätter weiterentwickelt und im Sinne der Einwohner*innen genutzt werden können. Ich bin gespannt, welche Erkenntnisse wir mit unseren Mitgliedsorganisationen aus den Daten für die jeweilige Region ziehen können“, erklärt Michael Richter, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Sachsen.
Den Zweiten Sozialbericht können Sie herunterladen oder kostenfrei als Printexemplar bestellen. Es ist auch eine Zusammenfassung in leichter Sprache abrufbar.