
Europäischer Tag des Notrufs – Sensibilisierung für barrierefreie Notrufe
(kobinet, Landesverband der gehörlosen Bayern/ red, ahä) Am 11. Februar 2025 rückt der Europäische Tag des Notrufs 112 die europaweit einheitliche Notrufnummer in den Fokus. „Dieser Tag ist eine wichtige Gelegenheit, um auf die Bedeutung der 112 aufmerksam zu machen und gleichzeitig die Sensibilisierung für barrierefreie Notrufe zu stärken. Denn für Gehörlose und andere Menschen mit Hörbehinderungen ist es besonders wichtig, in Notsituationen schnell und effektiv Hilfe zu erhalten.“ Darauf macht der Landesverband Bayern der Gehörlosen aufmerksam.
Der Verband verweist dabei auf die rechtlichen Grundlagen: „Barrierefreiheit ist Pflicht. Aus Artikel 11 der UN-Behindertenrechtskonvention, drei EU-Richtlinien (Universaldienstrichtlinie 2002/22/EG, EU-Richtlinie 2018/1972 über den europäischen Kodex für die elektronische Kommunikation (EECC), EU-Richtlinie 2019/882 über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen (European Accessibility Act, EAA)) sowie zwei Bundesgesetzen (Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) und Telekommunikationsgesetz (TKG)), ergibt sich eine klare Verpflichtung: Deutschland
muss einen gleichwertigen Zugang zu Notrufdiensten für Menschen mit Hör- und Sprachbehinderungen sicherstellen.“
Aktuelle Lösungen seien die nora Notruf-App und der Tess-Relay-Dienst. Derzeit stehen diese zwei staatlich bereitgestellte Zugangsmöglichkeiten zur Verfügung:
- nora Notruf-App: Die einzige offizielle Notruf-App der Bundesländer ermöglicht den schnellen und direkten Zugang zu den örtlich zuständigen Einsatzleitstellen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst. In Deutschland sind 300 Leitstellen an die nora angeschlossen, darunter 71 Polizeileitstellen und 229 Feuerwehr- und Rettungsdienstleitstellen. Mehr als 510.000 Personen nutzen bereits die App, die allen Nutzern einen dem Sprachnotruf gleichwertigen Notruf per Knopfdruck ermöglicht abzusetzen. Bei Bedarf kann man auch über einen Chat mit der Leitstelle zu kommunizieren. Um absichtlich getätigte falsche Notrufe zu verhindern, erfolgt die Registrierung über das Postident-Verfahren der Deutschen Post2. Die eindeutige Identifizierung ist ein wichtiger Schritt, um die Sicherheit der Nutzer/-innen zu gewährleisten.
- Tess-Relay-Dienst3: Der Tess Relay-Dienst ist eine wertvolle Dienstleistung, die Gehörlosen und anderen Menschen mit Hörbehinderungen die Möglichkeit bietet, Notrufe in Gebärdensprache (über TeSign) oder Schriftsprache (über TeScript) abzusetzen. Ein Dolmetscher vermittelt die Kommunikation zwischen dem Gehörlosen und der Notrufleitstelle in Echtzeit. Dies stellt sicher, dass die Notrufe klar und verständlich übermittelt werden können, heißt es vonseiten des Verbands.
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