Wie gelingt Inklusion in und nach der Schule? Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt INSIDE

[mhs] Das Forschungsprojekt „INSIDE – Inklusion in und nach der Sekundarstufe I in Deutschland“ liefert durch umfassende Befragungen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf sowie deren Eltern, Lehrkräften, Schulleitungen und Schulbegleitungen wertvolle Erkenntnisse über die Umsetzung eines inklusiven Bildungssystems – sowohl während der Sekundarstufe I als auch beim Übergang in die weitere Ausbildungs- und Berufswelt. Die Forschenden fanden unter anderem, dass die soziale Partizipation eine zentrale Rolle in der inklusiven Schulbildung spielen. Die Erkenntnisse bilden eine wichtige Grundlage für die Gestaltung einer inklusiven Bildungspolitik – sowohl im schulischen Alltag als auch beim Übergang in Ausbildung, Beruf oder andere Lebensbereiche.

Unter welchen Rahmenbedingungen trägt inklusives Lernen zu einer erfolgreichen individuellen Entwicklung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischen Förderbedarfen bei? Welche Effekte hat Inklusion auf die Mitschülerinnen und Mitschüler ohne entsprechende Förderbedarfe? Mit diesen zentralen Fragestellungen startete die erste Projektphase der INSIDE-Studie im Jahr 2016. Über einen Zeitraum von fünf Jahren wurden mehr als 4.000 Schülerinnen und Schüler ab der 6. Jahrgangsstufe begleitet. In einer weiteren Projektphase wurde untersucht, wie erfolgreich Schülerinnen und Schüler aus inklusiven Klassen den Übergang in die Sekundarstufe II, in die Berufswelt oder in andere Lebenssituationen bewältigen.

Es gingen unter anderem folgenden Erkenntnisse aus der Studie hervor:

  • Soziale Partizipation: Schüler und Schülerinnen mit sonderpädagogischen Förderbedarf schätzen ihre soziale Partizipation – etwa in Hinblick auf Kontakte oder Interaktionen, Freundschaften, und Selbstwahrnehmung – geringer ein, fühlen sich aber von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern gleichermaßen akzeptiert.[1]
  • Beziehung zu Lehrkräften: Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler ohne Förderbedarf wird die Beziehung zu ihren Lehrkräften als positiv wahrgenommen – unabhängig davon, ob sie in einer inklusiven Klasse unterrichtet werden. Eine Verschlechterung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses in einer inklusiven Lernumgebung konnte somit nicht festgestellt werden.[2]
  • Überfachliche Kompetenzen: Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf zeigen geringere überfachliche Kompetenzen als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Jedoch profitieren alle Schülerinnen und Schüler – unabhängig vom Förderbedarf – in einem inklusiven schulischen Umfeld überwiegend von einer stärkeren Ausprägung überfachlicher Kompetenzen.[3]

Ausführlichere Informationen zur INSIDE-Studie und ihren Ergebnissen finden Sie auf den folgenden Seiten:

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[1] Labsch, A., Külker, L. & Grosche, M. Die Selbsteinschätzung der sozialen Partizipation von Schüler*innen in der Sekundarstufe I – Welche Rolle spielen sonderpädagogische Förderbedarfe der Schüler*innen und Merkmale der Lehrkräfte?. Z Erziehungswiss 28, 5–27 (2025). https://doi.org/10.1007/s11618-024-01261-4

[2] Labsch, A. (2024). Schüler*innen ohne sonderpädagogische Förderbedarfe in einer inklusiven Lernumgebung. FU Berlin. https://doi.org/10.17169/refubium-44252

[3] Gresch, C., & Nusser, L. (2023). Schulische Rahmenbedingungen und überfachliche Kompetenzen in inklusiven Klassen. Empirische Sonderpädagogik, 15(2), 157-176. https://doi.org/10.2440/003-0004

Bild: https://www.inside-studie.de/