Sicherung und Weiterentwicklung partizipativer Lehrpraxis an Hochschulen
(we Act/ Lorenz-Bevilacqua/ Martick; red./ pec) Mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention (2009) hat die Bundesrepublik Deutschland das Recht auf inklusive Bildung anerkannt.
Dieses Recht wird an Hochschulen bisher aber kaum umgesetzt. Sie sind weiterhin exklusive Orte für nur wenige, privilegierte Menschen. Neben Forschung und Lehre besteht ihre Aufgabe jedoch auch darin, Impulsgeber:in für eine inklusive Gesellschaftsentwicklung zu sein. Hierfür müssen Hochschulen das Problem der Ausgrenzung überwinden und soziale Verantwortung übernehmen [1].
Im Sinne der sozialen Öffnung [2] leistet das QuaBIS-Projekt an der Universität Leipzig dazu einen bedeutsamen Beitrag. Hier werden seit Mai 2019 fünf Menschen zu Bildungs- und Inklusionsreferent:innen qualifiziert, die bisher von Erwerbsarbeit ausgeschlossen und in Werkstätten für behinderte Menschen tätig waren [3]. Heute liegen ihre Aufgaben darin, Hochschule eigenverantwortlich mitzugestalten. Dabei bringen sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen in den Bereichen Lehre, Forschung und Transfer mit ein, insbesondere zur Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung für die Vielfalt menschlichen Lebens [4]. Zudem ermöglicht ihre Perspektive es, die Professionalisierung von Studierenden zu prägen und positiv weiter zu entwickeln.
Vor allem bei der Ausbildung angehender Pädagog:innen sollte von ungeteilter Inklusion ausgegangen werden, damit diese später den Transformationsprozess im Bildungssektor stärken können. Denn erst wenn man die Exklusionen versteht, kann Inklusion gedacht und auf dieser Basis angebahnt und realisiert werden [5]. Dafür muss die von allen Akteur:innen als positiv wahrgenommene partizipative Lehre, Forschung sowie ihr Transfer über die Hochschule hinaus verstetigt werden.
Mit einer Petition werden die Verantwortlichen des Freistaates Sachsen sowie der Universität Leipzig nun aufgefordert, den erfolgreichen und mit dem Innovationspreis Weiterbildung 2020 prämierten Prozess der sozialen Öffnung der Universität Leipzig mit dem Ende des QuaBIS-Projektes im Dezember 2022 nicht versiegen zu lassen.
Bitte unterstützen Sie die Universität Leipzig auf dem Weg, einen Beitrag für eine humane und demokratische Gesellschaftsentwicklung zu leisten und die Arbeitsplätze der Bildungs- und Inklusionsreferent:innen sowie der QuaBIS-Wissenschaftler:innen langfristig entsprechend ihrer Qualifizierung zu sichern.
Zur Online-Petition:
https://weact.campact.de/petitions/sicherung-und-weiterentwicklung-partizipativer-lehrpraxis-an-hochschulen
Quellen
[1] https://www.georg-feuser.com/wp-content/uploads/2019/04/Feuser-Universität-eine-Sonderschule-BuFaTagung-2013-Uni-München-12-2013.pdf
[2] https://www.boeckler.de/pdf/p_arbp_213.pdf
[3] http://www.quabis.info/download/Vorstellung_QuaBIS1_NL.pdf
[4] https://www.qfi-oz.de/index.php/inklusion/article/view/43/72
[5] https://www.georg-feuser.com/wp-content/uploads/2019/06/Feuser-Aus-Bildung-für-eine-inklusionskompetente-Pädagogik-Wien-31-03-2017.pdf
Kommentar aus dem Selbsthilfenetzwerk Sachsen:
Wir unterstützen die Forderungen der Akteure. Dort, wo inklusive Denkweisen und Praktiken nachhaltig gesichert werden können, kann die Umsetzung der UN-BRK ernsthaft Form annehmen. Der Hochschulbereich mag dabei auf den ersten Blick nicht der zentrale Lösungsansatz sein. Mit der Strahlkraft in das Bildungssystem sowie in den Arbeitsmarkt kommt ihm aber eine höhere Bedeutung zu. Das Projekt Quabis steht darüber hinaus beispielhaft für ein gesellschaftlich enorm wichtiges Arbeitsfeld, welches mittels einer klassischen Projektfinanzierung nicht tragbar ist.