IGeL – wenig Nutzen aber viel Verunsicherung

Der Medizinische Dienst Bund zieht Bilanz aus 10 Jahren IGeL-Monitor

(PM MDB, G+G Update/red; ahä) Der Medizinische Dienst Bund der gesetzlichen Krankenkassen stellt den von Ärzten angebotenen individuellen Gesundheitsleistungen (Igel) nach zehnjähriger Forschung ein überwiegend schlechtes Zeugnis aus. Die Nutzenbilanz dieser Selbstzahlerleistungen sei „nicht gut“, sagte Dr. Stefan Gronemeyer, Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Dienstes Bund, anlässlich des zehnjährigen Bestehens des „IGeL-Monitors“ in Berlin. Bei den meisten der 55 untersuchten Leistungen überwiege der potenzielle Schaden den möglichen Nutzen oder die jeweilige IGeL schneide mit der Bewertung „unklar“ ab.

Kein einziges der geprüften Angebote mit positivbewertet

Ob Vitaminkuren oder spezielle Check-Ups – kein einziges der unter die Lupe genommenen Angebote bewerteten die Wissenschaftler mit „positiv“. Mit „tendenziell positiv“ schlossen lediglich die Akupunktur zur Migräneprophylaxe und die Lichttherapie bei einer Winterdepression ab. Bei vier Leistungen wurde der Nutzen mit „negativ“, bei 25 mit „tendenziell negativ“ und bei 21 mit „unklar“ angegeben. Zu drei IGeL gab es kein Fazit. „Unklar“ ist der Nutzen etwa bei der Früherkennung eines Vitamin-B12-Mangels und einer anschließenden Vitamingabe, die die Experten als neue Bewertung präsentierten.

IGeL, bei denen aus hochwertigen Studien bekannt sei, dass der potenzielle Schaden klar überwiege, sollten nicht angeboten werden, forderte Dr. Gronemeyer. Das gelte etwa für Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Diese bereits vor Jahren als negativ eingestufte, aber weiterhin von Medizinern oft angebotene Leistung, führe zu vielen falsch-positiven Ergebnissen und dadurch unnötigen weiteren Untersuchungen und Eingriffen, die den Patientinnen schaden könnten.

Insgesamt zog er eine positive Bilanz der Arbeit des IGeL-Monitors im vergangenen Jahrzehnt. „Keine einzige Bewertung ist widerlegt worden. Keine einzige musste zurückgezogen werden.“ 

Fragwürdiger Umgang mit IGeL in den Praxen

In der Pflicht sieht der Experte vor allem die Ärzte. So berichteten Patienten immer wieder, dass sie in Facharztpraxen für Regeluntersuchungen Wochen und Monate auf einen Termin warten müssten, aber von denselben Praxen für Selbtzahlerleistungen sofort einen Termin angeboten bekämen. „Das legt die Vermutung nahe, dass das Angebot von IGeL unmittelbare Auswirkungen auf das Versorgungsangebot hat.“ Er verwies darauf, dass Patienten vom Arzt sachlich und umfassend über Nutzen, Schaden und die Kosten einer IGeL aufgeklärt werden müssten.

Der IGeL-Podcast informiert rund um IGeL

Damit sich Patientinnen und Patienten weiterhin gut über individuelle Gesundheitsleistungen informieren können, gibt es neben der Internetseite des IGeL-Monitors seit Neuestem auch einen IGeL-Podcast. Mit Gästen aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens werden einmal pro Monat Fragen rund um Selbstzahlerleistungen, Evidenzbasierte Medizin und Früherkennungsuntersuchungen diskutiert. Hörerinnen und Hörer können die Folgen kommentieren und neue Themen vorschlagen. Der IGeL-Podcast ist auf den üblichen Podcast-Plattformen und auf der Homepage des IGeL-Monitors zugänglich.

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