
„Lieber gleichberechtigt als später“ – Rückblick auf den Protesttag am 5. Mai 2025
[LAG SH Sachsen; miwi] Am 05. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, protestieren jedes Jahr zahlreiche Verbände und Organisationen der Behindertenhilfe und -selbsthilfe deutschlandweit für mehr Inklusion, Teilhabe/-gabe und Barrierefreiheit. In Dresden stand der diesjährige Protesttag unter dem Motto „Lieber gleichberechtigt als später“.
Den Auftakt der durch das Zentrum für selbstbestimmt Leben Sachsen e.V. (ZsL Sachsen) organisierten Veranstaltung bildete 15:30 Uhr die Übergabe eines 5-seitigen Forderungspapieres mit dem Titel „Heraus-Forderungen bei inklusiven Prozessen auf den Grund gegangen“, an dessen Ausarbeitung u. a. auch die LAG SH Sachsen mitbeteiligt war, an den Stellvertretenden Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetages, Ralf Leimkühler, vom Geschäftsgebäude auf der Glacisstraße 3 in der Inneren Dresdner Neustadt.
Manuel Schramm aus Zwickau, welcher das Papier übergeben hatte, verwies darauf, dass das Forderungspapier nicht als Bitte, sondern als Auftrag zu verstehen sei. Leimkühler bekräftigte, dass der Sächsische Städte- und Gemeindetag mit seinen freiwilligen 416 Mitgliedern (von 418 Städten und Gemeinden in ganz Sachsen) „der richtige Adressat für ein solches Forderungspapier“ sei. Allerdings erwähnte er ebenso die finanziell schwierige Lage in den sächsischen Städten und Kommunen sowie das Defizit von 680 Millionen Euro im Jahr 2024. Schramm merkte laut MDR dazu an, dass „die finanzielle Lage einer Kommune niemals ein Vorwand sein darf, die Menschenrechte zu verweigern“ und „sich in Krisenzeiten der Charakter einer Gesellschaft zeigt.“ Annett Heinich vom ZsL Sachsen betonte, dass das Hauptziel des Forderungspapiers und des diesjährigen Protestes sei, das Sächsische Inklusionsgesetz auch bis in die Kommunen hineinwirken zu lassen. Dafür muss es mehr Beauftragte sowie Beiräte geben und Barrierefreiheit auch in den Kommunen zwingend sein.
Der anschließende Protestzug mit über 100 Teilnehmenden aus ganz Sachsen führte durch das Regierungsviertel – und somit auch vorbei am Sächsisches Ministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung sowie dem Finanzministerium – bis zum Goldenen Reiter am Neustädter Markt.
Dort erinnerte Lisa Iden vom Inklusionsbeirat der TU Dresden und selbst Studentin der Verkehrswissenschaften in ihrer Rede nicht nur an die 2009 in Kraft getretene UN-Behindertenrechtskonvention, sondern ebenso daran, dass es im Bewusstsein der Gesellschaft noch viel zu tun gibt und mit Bezug auf aktuellpolitische Themen Rückschritte verhindert werden müssen.
Danach setzte sich der Protestzug über die Hauptstraße zum Jorge-Gomondai-Platz fort, wo ab 17 Uhr vor rund 200 Menschen (sowie Passanten) ein zirka zweistündiges Programm aus Tanz, Musik, Theater sowie Redebeiträgen weiterer Behindertenvertreter/innen aus ganz Sachsen den abschließenden Höhepunkt der diesjährigen Protestveranstaltung bildete. Besonders auffällig dabei war „Miss Liberty“, eine vier Meter hohe aufgeblasene Freiheitsstatue im Rollstuhl, welche den Forderungen nach mehr Selbstbestimmung und Barrierefreiheit besondere Sichtbarkeit und Nachdruck verlieh.
Für die Moderation sowie die gute Stimmung zwischendurch sorgte die gesamte Veranstaltung über hinweg Ciboulette Klimbim, eine aus Paris stammende und in Dresden lebende freischaffende Clownin. Alle Redebeiträge und Songtexte wurden von zwei Gebärdendolmetscher/innen übersetzt.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der „Woche der Inklusion“ vom 1. bis 10. Mai 2025 statt, zu welcher die Landeshauptstadt Dresden und der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge eingeladen hatten. Unter dem diesjährigen Motto „Zeit für Möglichkeiten“ erwarten Besucherinnen und Besucher ein Programm mit Kulturveranstaltungen, Vorträgen, Ausstellungen, und Mitmachangeboten. Hauptziel der „Woche der Inklusion“ ist es, auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen sowie deren realen und bürokratischen Barrieren im Alltag aufmerksam zu machen sowie ein inklusives Miteinander zu fördern.
Fotos & Text: Michael Winkler, LAG SH Sachsen
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Weiterführende Links:
- Das Zentrum für selbstbestimmt Leben in Sachsen e.V. engagiert sich für Chancengerechtigkeit und Gleichberechtigung behinderter und chronisch kranker Menschen! (Link eingebettet)
- Forderungspapier an den Sächsischen Städte- und Gemeindetag übergeben (Link eingebettet)
- Forderungspapier in Schwerer Sprache (Link eingebettet)
- Forderungspapier in Leichter Sprache (Link eingebettet)
- Pressemitteilung Sächsischer Landesbeauftragter für Inklusion der Menschen mit Behinderungen zum Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, 5. Mai 2025, (Link eingebettet)
- Woche der Inklusion | Aktuelles | Landeshauptstadt Dresden, 1.-10. Mai 2025
- MDR Sachsen, „Demo-Teilnehmer in Dresden verlangen: „Verhindert, was uns behindert“ | MDR.DE“, 5. Mai 2025 (Link eingebettet)
- MDR Sachsen, Leichte Sprache: In Dresden gab es eine Demonstration für die Rechte von Menschen mit Behinderung | MDR.DE, 6. Mai 2025 (Link eingebettet)
- Demo für mehr Inklusion – Neustadt-Geflüster, 6. Mai 2025 (Link eingebettet)