Patientenlotsen sind reif für die Regelversorgung

(PM „Tag der Patientenlotsen“/red.; ahä) Bereits am 20. Oktober 2022 fand in Berlin der „Tag der Patientenlotsen“ statt. Der „Tag der Patientenlotsen“ ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Bundesverbands Managed Care e. V. (BMC), der Deutschen Gesellschaft für Case und Care Management, der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Er fand 2022 erstmals in Berlin statt und verknüpft deutschlandweit über 45 Patientenlotsenprojekte miteinander, die in unterschiedlichen Indikationen mehr 75.000 Menschen mit komplexen Lebenslagen unterstützen.

Zum Tag der Patientenlotsen kamen rund 150 Teilnehmende von Kommunen, Krankenkassen, medizinischer Versorgung, Politik und Selbsthilfe zusammen und diskutierten die Potentiale, die die neue Versorgungsform für das Gesundheitswesen bietet. Politische Impulse zur Diskussion kamen vom Patientenbeauftragten der Bundesregierung Stefan Schwartze (MdB) und Linda Heitmann ( MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss). Etablierte Lotsenprojekte aus den Indikationen Neuromuskuläre Erkrankungen, Schlaganfall und Demenz gaben Einblick in ihre Projektpraxis und mehr als 15 Projekte präsentierten sich vor Ort.

„Die Erfahrungen der verschiedenen Lotsenmodelle verdeutlichen sehr eindrücklich, dass es an der Zeit bzw. längst überfällig ist, zu gesetzlichen Regelungen zu kommen“, betont Prof. Dr. Peter Löcherbach, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Case und Care Management. Es ginge doch darum, dass Menschen mit komplexem Versorgungsbedarf einen rechtlichen Anspruch auf eine Wegleitung (Case- und Care-Management) haben sollten. „Da ist eine qualifizierte Person, die informiert, berät, vermittelt und begleitet, die sich um die Dinge, die anstehen und notwendig sind, kümmert und die unterschiedlichen Hilfen aufeinander abstimmt“, fügt Löcherbach an.

Prof. Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des BMC, betont die Bedeutung von Lotsen für eine vernetzte regionale Versorgung: „Patientenlotsen kennen die Versorgungsangebote und Strukturen vor Ort über die Grenzen von Sektoren und Sozialleistungsträgern hinweg. Damit heben sie den Schatz, der sich hinter koordinierten, am Patientenpfad ausgerichteten regionalen Versorgungsprozessen verbirgt: Eine vernetzte, teambasierte und am Ende kostengünstige Versorgung.“ Mit Blick auf die ersten Ergebnisse des Projektes „Patientenlotsen in Neuromuskulären Zentren“, die auf der Veranstaltung vorgestellt wurden, sagte Joachim Sproß, Bundesgeschäftsführer der DGM: „Die Evaluation sowie die Darstellungen der Projekte zeigen den Benefit für alle Beteiligten im Versorgungssystem – die Unterstützung des Patienten, Effizienz bei den Behandelnden und auch Wirtschaftlichkeit beim Kostenträger.“ Die Veranstaltung zeigte deutlich, dass mit der Vielzahl der Projekte die Implementierung von Lotsen inzwischen erfolgreich erprobt sei und das Konzept funktioniere, unterstrich auch Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: „Erste vielversprechende medizinische und gesundheitsökonomische Ergebnisse liegen vor und weitere werden noch folgen. Das Wichtigste aber, die Akzeptanz der Betroffenen ist immens“, so Brinkmeier. Es brauche nun den Willen der Politik den Weg in die Regelversorgung zu bereiten. Dafür muss die Bundesregierung die im Koalitionsvertrag formulierte Ankündigung umsetzen.

Bildnachweis: Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke