Sächsischer Inklusionspreis 2020 verliehen
Am 3. Dezember 2020 wurde der 4. Sächsische Inklusionspreis des Beauftragten der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Herrn Stephan Pöhler, verliehen.
In insgesamt fünf Kategorien wurden unter dem Motto „So geht sächsisch inklusiv!“ Preisträger*innen ausgezeichnet:
Die Preisträger diesen Jahres sind:
- Kategorie Bildung
Weißer Stock e. V. – Beratungsstelle für blinde und sehbehinderte Menschen mit dem Projekt: »SinnReich – Erlebnisräume im Dunkeln«
In einer festen Ausstellung können Interessierte Rundgänge durch das SinnReich – mehrere vollkommen verdunkelte und voneinander abgetrennte Themenbereiche (Natur, Straße, Wohnen) – durchführen. Blinde und sehbehinderte Menschen leiten die Gäste durch die Ausstellung. Damit wird eine direkte Interaktion und der direkte Austausch zwischen Menschen mit und ohne gesundheitliche Einschränkung ermöglicht. Der bei diesem Projekt eingenommene Perspektivwechsel mindert Berührungsängste und Vorurteile, lässt die Beteiligten fast nebenbei neue Kompetenzen entwickeln und sensibilisiert nachhaltig für das Zusammenleben in einer inklusiven Gesellschaft.
- Kategorie Freizeit & Kultur
Bouleclub Leipziger Land e.V. mit dem Projekt: »Boule begeistert und verbindet Menschen«
Der im Jahre 2013 gegründete Verein, der im Breiten- und Wettkampfsport Petanque, Boule, spielt, stieß durch Zufall auf Menschen mit Behinderung und deren Interesse für ihre Sportart. Die Mitglieder konnten nicht nur ein Verständnis für diese menschen entwickeln und bestehende Vorurteile abbauen, sondern gingen aktiv auf Behinderteneinrichtungen zu und warben für ihre Sportart. Seit 2015 trainieren die Vereinsmitglieder wöchentlich regelmäßig mit über 20 erwachsenen Menschen mit Behinderung – mit viel Freude und Engagement im Ehrenamt.
- Kategorie Barrierefreiheit & Infrastruktur
HörMal Audiodeskription gUG mit dem Projekt: »Hörerlebnisse und Begegnung schaffen – Live-Hörbeschreibungen zur Barrierefreiheit«
Kultur- und Sportveranstaltungen sind für Menschen mit einer Behinderung meist nur eingeschränkt erlebbar. Die HörMal Audiodeskription gUG fördert Barrierefreiheit von Veranstaltungen, indem sie Live-Hörbeschreibungen (Audiodeskription) anbietet. Geschulte Reporter übersetzen alle Geschehnisse detailliert, die Menschen mit (Seh-) Behinderung über ein Audioguide-System live vor Ort empfangen können. Ähnlich eines Gebärdendolmetschers für Menschen mit (Hör-) Behinderung werden Ereignisse erlebbar gemacht, so dass sich Menschen mit und ohne Behinderung nach einer Veranstaltung über die Ereignisse austauschen können. Menschen mit einer (Seh-) Behinderung wird die Teilhabe und Inklusion durch dieses Angebot erleichtert.
- Kategorie Verwaltung
Stadtverwaltung Schwarzenberg mit dem Projekt: »Komplette Leitsysteme und moderne, barrierefreie Ausstattung für einen service- und zukunftsorientierten Bürgerservice im Rathaus Schwarzenberg«
Das im Jahr 1861 als Baumwollspinnerei errichtete Rathaus der Stadt Schwarzenberg wurde im Laufe der Zeit mehrfach saniert und ausgebaut. Die Belange der Barrierefreiheit erfuhren dabei immer stärkere Bedeutung. Im Jahr 2019 konnte ein neuer barrierefreier Bürgerservice im Erdgeschoss eröffnet werden. Ausgestattet wurde dieser unter anderem durch ein taktiles Leitsystem und breite Gänge. Zudem wurden bei der Neugestaltung der Außenanlagen am Rathaus die Elemente der taktilen Wegeleitführung vom Parkplatz in den Innenbereich des Bürgerservice fortgeführt.
Durch die Berücksichtigung aller moderner Standards der Barrierefreiheit wurde eine komplette Zugänglichkeit für Jedermann erreicht, die nicht nur optimale Besuchsbedingungen für die Bürgerinnen und Bürgern geschaffen hat, sondern auch optimale Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung selbst.
Insgesamt 60 Einrichtungen und Initiativen, darunter auch das Inklusionsnetzwerk Sachsen, hatten sich in diesem Jahr um den Inklusionspreis beworben. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist in allen Kategorien mit jeweils 1.000 Euro dotiert.
„Die diesjährigen Gewinner stehen beispielhaft für die Integration behinderter Menschen in Sachsen“, so Stephan Pöhler, Beauftragter der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. „Die vielen eingegangenen Bewerbungen machen sichtbar, dass sich in den Köpfen der Menschen etwas verändert, sich der Gedankengang der Inklusion schrittweise verankert und vertieft.“
Die Preisverleihung fand angesichts der aktuellen Corona-Schutz-Bestimmungen ohne Gäste in Form von individuellen, hintereinander gestaffelten, kleinen Auszeichnungen der einzelnen Inklusionspreisgewinner in Leipzig statt.