Weltdiabetestag: Immer mehr Zuckerkranke in Deutschland

(G+G Update/red.; ahä) Anlässlich des Weltdiabetestages am 14. November 2022 legten Experten den „Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2023“ vor. Daraus geht hervor, dass mit einer weiter wachsenden Zahl von Diabetespatienten in Deutschland zu rechnen ist. Danach stieg die Zahl der Typ-2-Diabetiker seit 2015 von sieben auf 8,7 Millionen. Hinzu komme eine Dunkelziffer von ein bis zwei Millionen nicht diagnostizierter Fälle. Allein für 2021 würden die verbundenen Gesundheitskosten auf 38,5 Milliarden Euro geschätzt, heißt es in dem Bericht, der jährlich von der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Patientenorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe herausgegeben wird. Damit liege Deutschland weltweit auf dem vierten Platz.

Keine Trendumkehr in Sicht

Eine Trendumkehr zeichne sich nicht ab: Mit steigender Lebenserwartung nehme die Zahl der Zuckerkranken zu. Auch Bewegungsmangel und Gewichtszunahme in Folge von Pandemie und Lockdown hätten das Risiko erhöht. Im Sommer 2020 – drei Monate nach der Infektionswelle mit Maßnahmen – seien auch mehr Kinder mit Diabetes Typ 1 diagnostiziert worden. Eine Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC sieht auch Corona-Infektionen als möglichen Risikofaktor. So hätten Kinder und Jugendliche nach einer Corona-Infektion häufiger eine Diabetes-Diagnose erhalten als die Vergleichsgruppe ohne Infektion oder mit einer Infektion mit üblichen Atemwegserregern.

Diabetes des Typs 2 sei ein „Phänomen der Konsumgesellschaft“, sagte Michael Roden, Direktor des Deutschen Diabetes-Zentrums, der „Welt“. In Hungerperioden – etwa nach den Weltkriegen – sei die Krankheit seltener gewesen. Diabetes Typ 2 mache 90 bis 95 Prozent aller Fälle aus. „Inzwischen weiß man, dass man durch eine Umstellung des Lebensstils und Gewichtsreduktion Diabetes wieder zum Verschwinden bringen kann.“ Das gelte für einen Großteil der Patienten. 25 Prozent helfe aber auch die Gewichtsabnahme nicht. Hier werde an eigenen Therapien geforscht. Bei Diabetes Typ 1 sei die Problematik anders gelagert. Dabei handele es sich um eine Autoimmunerkrankung.

Die Versorgung sei in Deutschland „nicht schlecht“, sagte Roden. Die niedergelassenen Ärzte hätten eine strukturierte Vorgabe für die Behandlung. Allerdings seien nicht alle Patienten in einem solchen Programm. Weniger gut sehe es an den Kliniken aus, so der Diabetologe. Es gebe immer weniger Spezialabteilungen. „Das Problem der Kliniken ist, Geld verdienen zu müssen. Was hinten runterfällt, sind jene Fächer, die einen großen Teil der Patienten, zum Beispiel mit Diabetes, versorgen.“ Der Weltdiabetestag wird seit 1991 begangen, seit 2007 ist er offizieller Tag der Vereinten Nationen.

Weitere Informationen:

http://www.weltdiabetestag.de

Gesundheitsbericht 2023 der Deutschen Diabetes Gesellschaft e. V. und diabetesDE