Barrierefreiheit im Planungsprozess

Dresden im Juni 2022, Thomas Naumann, Leiter der KB-Stelle Dresden und Berater im LSKS-Projekt „ÖPNV für alle“ führte eine fachlich untersetzte Sensibilisierungsmaßnahme im öffentlichen Raum durch. Angeregt wurde dieses Vorhaben durch Rita Boden, Koordinatorin für Sicherheitsaudits im Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV). Die Reihe fand vom 13.06.-15.06.22 in Dresden statt.

Teilnehmende waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LASuV verschiedener Fachbereiche (Planung, Bauausführung und Betrieb), die eine einjährige Ausbildung zum Sicherheitsauditor von Verkehrsanlagen absolvieren bzw. bereits als Auditor ausgebildet sind. Ziel der praktisch angelegten Maßnahme war es, den Blick der betreffenden Personen für gelungene, weniger gelungene ausgeführte und nicht vorhandene Barrierefreiheit auf Verkehrswegen zu schärfen. Dabei wurden die entsprechenden Elemente nicht nur benannt, erläutert und diskutiert, sondern konnten auch erlebt werden. Zur Verfügung standen dafür Rollstühle vom Verband der Körperbehinderten der Stadt Dresden e.V. und Simulationsbrillen des LSKS-Projektes „ÖPNV für alle“.

Drei Gruppen zu je ca. 10 Personen wurden vom St. Pauli-Friedhof in Dresden über die Hansastraße, Weinböhlaer Straße und Großenhainer Straße bis zum neu gebauten Knotenpunkt im Bereich der Haltestelle Liststraße geführt. Bei der Nutzung der Rollstühle wurden die Tücken aufgezeigt, die selbst eine DIN-gerechte 3 cm-Kante an abgesenkten Bordsteinen bereithält oder wie sich ein Quergefälle von 2,5 % auf die Sicherheit und Mobilität auswirkt. Bei der Nutzung der Simulationsbrillen wurde klar, welche Konsequenzen fehlende Kontraste und unzureichende Taktile Elemente für Menschen mit Seheinschränkungen haben.

So gelang es, planerische Grundlagen der Barrierefreiheit zu vertiefen sowie Konsequenz im Detail und die Notwendigkeit von Genauigkeit in der Ausführung zu verdeutlichen.

Das Foto zeigt in einer totalen Ansicht, wie ein Rollstuhlnutzer den Übergang von der Straße zu einem Gehweg überwindet. Dabei wird ihm von einer weiteren Person geholfen, indem sie von hinten schiebt. Das überwinden der Schwelle erscheint mühevoll.
Mühevolles Überwinden eines abgesenkten Bordsteines mit dem Rollstuhl.

Das sächsische Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) baut in Sachsen das Netz aus Staats- und Bundesstraßen aus. Teil der komplexen Planungsprozesse sind dabei sogenannte Sicherheitsaudits. Im Rahmen dieser Verfahren werden Planungen auf Defizite hinsichtlich der Verkehrssicherheit überprüft. So auch unter dem Gesichtspunkt Barrierefreiheit. Somit soll eine Ausführung gesichert werden, die den geltenden Sicherheitsstandards tatsächlich Genüge trägt.

Die Kompetenz- und Beratungsstelle für Barrierefreies Planen und Bauen (KB-Stelle) in Dresden verfügt über Ressourcen zur Beratung sowie Kompetenzen zur Prüfung und Bewertung von Bauvorhaben auf Landesebene. Die Kapazitäten für notwendige, regelmäßige Maßnahmen zur Sensibilisierung oder Vernetzung mit relevanten Akteuren, stehen der KB-Stelle nur sehr begrenzt zur Verfügung.

Durch die fachliche Verknüpfung mit dem Projekt Fachstelle Teilhabekoordination konnten die Ressourcen situativ erweitert werden. Der Bedarf einer öffentlichen Stelle konnte somit sowohl im Sinne des Freistaates Sachsen als Fördermittelgeber, als auch der Menschen mit Behinderungen oder chronischer Erkrankung bedient werden

Die LAG SH Sachsen e. V. als Ansprechpartnerin bedankt sich beim LASuV für die Initiative und freut sich auf die Weiterentwicklung und Durchführung weiterer solcher Maßnahmen.

Autor: Daniel Pech, LAG SH Sachsen e.V.
Bildrechte: Rita Boden, LASuV